logo navigation
03.07.2009Covadonga Verlag

Paul Kimmage in der Form seines Lebens

457.gifAls perfekte Urlaubslektüre - und naürlich auch als ideale Möglichkeit, um die Wartezeit auf Livebilder von der Tour zu überbrücken - möchten wir allen Covadonga-Freunden das neueste Werk von Lance Armstrongs Intimfeind Paul Kimmage ans Herz legen: TALK DON`T RUN - SPORTSTARS IM KREUZVERHÖR, die Sammlung der besten, zigfach preisgekrönten Porträts, die der streibare irische Ex-Radprofi und Sportreporter in den vergangenen Jahren in Diensten von The Sunday Times verfasst hat. "Der Sportjournalist ist ein Geschichtensucher, er reist rund um den Globus auf der Suche nach den Geheimnissen, die hinter den Sportstars stecken", urteilt Thomas Klemm in der FAZ vom 2. Juli unter dem Titel "Grand Slam der Worte": "Interviews sind für Paul Kimmage Leistungssport. Dass die Stars ihn dabei manchmal nicht ins Spiel kommen lassen, ist egal: Am Ende gewinnt immer der Leser."

Spitzensportler, die Massen bewegen. Tenniscracks wie Boris Becker. Formel-1-Heroen wie Jackie Stewart. Stadionhelden, die Fußballgeschichte geschrieben haben. So wie Geoff Hurst, der Schütze des Wembley-Tors. Die Ausnahmekönner aus Sportarten, die hierzulande eher selten im Rampenlicht stehen. Etwa Ronnie O’Sullivan, das Enfant terrible der Snooker-Welt. Oder Phil „The Power“ Taylor, der weltbeste Darts-Profi. Trainerlegenden und der Krebs. Nationalspieler als „anonyme“ Alkoholiker. Tour-de-France-Sieger und das Trauma des Missbrauchs. „TALK DON’T RUN“ vereint sie alle in einer Kollektion außergewöhnlicher Nahaufnahmen, für die Paul Kimmage nun bereits fünf Mal in Folge vom Verband der britischen Sportjournalisten als Interviewer des Jahres ausgezeichnet wurde. „Er hat das journalistische Interview auf eine neue Ebene gehoben und in eine Kunstform überführt“, hieß es in einer Würdigung seiner Porträts.

Als er 1990 seine Autobiografie vorlegte, riskierte Paul Kimmage die unehrenhafte Entlassung aus der Gilde der professionellen Pedalritter. Denn er hatte „in die Suppe gespuckt“, wie es im Jargon der Branche hieß. Er hatte die Omertà gebrochen, das konspirative Schweigen. Er hatte eine bis dato beispiellose Dopingbeichte verfasst. Eine herzzerreißende Klageschrift gegen eine Parallelgesellschaft, die Menschen, Ideale und Träume zerstörte. Der in Großbritannien gleich zum „Sportbuch des Jahres“ gekürte Kimmage-Erstling „Raubeine rasiert“ (Covadonga Verlag, ISBN 978-3-936973-03-7) ist bis heute Pflichtlektüre und ebnete ihm seine zweite Karriere als Journalist. Er tauschte das Vagabundenleben als Radprofi bei einem französischen Rennstall gegen eine Festanstellung bei der Sportredaktion der Sunday Tribune im heimischen Dublin ein, für die er bereits als Aktiver mehrfach Tour-Tagebuch geführt hatte und nun von Fußball-Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen berichtete. Es folgten acht Jahre bei der ebenfalls in der irischen Hauptstadt ansässigen The Sunday Independent, bevor er dann von einer der renommiertesten Sonntagszeiten der Welt verpflichtet wurde: Seit 2002 ist Paul Kimmage für The Sunday Times in London tätig und bestreitet dort die Reihe „The Big Interview“, deren beste Momente sein neues Buch im Covadonga Verlag vereint.

Die wahre Bestimmung gefunden

„Von Zeit zu Zeit bekomme ich zu hören, dass ich mich als Sportjournalist besser schlagen würde als früher im Rennradsattel, und dagegen würde ich vermutlich keinen Einspruch erheben. Es hat mir auf jeden Fall bisher schon mehr Spaß bereitet: Ich habe mit Anna Kournikova in Miami zu Abend gegessen und mir mit Maria Sharapova in L.A. ein Hotelzimmer geteilt; ich habe in Melbourne Golf mit Nick Faldo gespielt und bin in Lüttich (verbal) mit John McEnroe aneinandergeraten; in München habe ich mich mit Boris Becker über das Vatersein unterhalten, in Ohio mit Bernhard Langer über das Beten und in Barcelona mit Flavio Briatore über die Promiskuität. Ich hoffe, dass meine Leser die Gesellschaft dieser Menschen so sehr genießen, wie ich sie genossen habe“, schreibt Paul Kimmage im Vorwort zu „TALK DON’T RUN“. Und auch bei anderen Gelegenheiten lässt er keinen Zweifel daran, dass er sich im Rennsattel zwar einen Kindheitstraum erfüllen konnte (Bernard Thévenet, dessen Poster sein Kinderzimmer zierte, ist plötzlich sein Sportlicher Leiter; er fährt als Helfer an der Seite von Jugendfreund Stephen Roche, als der Ire im österreichischen Villach das Triple aus Giro, Tour de France und Straßen-WM perfekt macht), aber erst an der Schreibmaschine und auf Recherchereisen seine wahre Bestimmung gefunden hat. Eine Bestimmung, die wenig mit nüchterner Ergebnisberichterstattung zu tun hat. Ein Bestimmung, die sich in der Eins-zu-Eins-Situation des Interviews erfüllt. Im Porträt, in der Nahaufnahme der Protagonisten.

Nicht dem Sport gehört seine Faszination, sondern den Sportlern. Von seinem Chef bei einem Golfturnier darauf angesprochen, warum er denn gar nicht den Ball verfolge, sondern seinen Blick auch nach dem Schlag nicht von Nick Faldo abwende, gesteht Kimmage: „Ich habe mich seit jeher mehr für den Tänzer interessiert als für den Tanz.“ Und in diesem Sinne ist auch „TALK DON’T RUN“ ein Buch über Tänzer. „Es versammelt die Fragen, die ich ihnen unbedingt stellen wollte“, betont der Autor: „Über die Lehrmeister, die sie geformt haben. Über die Dämonen, die sie auf Trab halten. Über ihre Freuden, Fehler und Ängste.“

Die strahlenden, unbescholtenen Helden lässt Paul Kimmage lieber links liegen. Und stürzt sich stattdessen auf die manischen Egozentriker und die gefallenen Engel. Auf die McEnroes und Connors, die auf dem Tennisplatz ausrasten. Auf den Formel-1-Star Coulthard, der sich nach einem Nahtod-Erlebnis plötzlich als Playboy geriert. Auf den Snooker-Heiland O’Sullivan, dessen Vater wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Auf den x-fachen Wimbledonsieger Sampras, dessen Marotten so weit gehen, dass seine Frau ihn nachts nicht berühren darf. Auf den Fußballer Collymore, der seine Freundin verprügelt und mit wildfremden Frauen Sex auf öffentlichen Parkplätzen hat.

„Five in a row“: Der unkonventionelle Interviewer des Jahres

Müßig zu spekulieren, ob er einfach kompromisslos Kapital aus dem Luxus zieht, den britische Sonntagszeitungen ihren Autoren in Form von beneidenswert viel Platz einräumen. Oder ob es daran liegt, dass er nie eine Journalistenschule besucht hat. Außer Frage steht jedenfalls, dass es Paul Kimmage gelungen ist, einen ganz eigenen, unkonventionellen Interview-Stil zu prägen: Er scheut nicht die Konfrontation. Er legt den Finger in die Wunde. Er stellt die entscheidenden, die frechen, die ungehörigen Fragen. Er nimmt teil, mischt sich ein, zeigt die Beißerqualitäten aus Rennfahrertagen − begleitet den Einzelgänger Nick Faldo als Caddie, schaut in den Kühlschrank des Bayern-Schrecks Teddy Sheringham, nächtigt in den Unterhosen des Formel-1-Zampanos Eddie Jordan. Er verwickelt seine Helden und Antihelden in völlig unerwartete Situationen: Boris Becker steht vorm Jüngsten Gericht, der trockene Tony Adams trifft den Trinker Tony Adams, Pete Sampras wird zu Howard Hughes, Severiano Ballesteros findet sich auf der Psychiater-Couch wieder…

Vor allem aber gaukelt er seinen Lesern nie vor, dass er, der Journalist, ein neutrales, über den Dingen stehendes Wesen wäre. So bleibt Paul Kimmage in seiner Prosa stets präsent. Mit Haut und Haaren. Mit unverhohlenen Gefühlen. Mit Vorurteilen und menschlichen Schwächen. Der Interviewer Kimmage, er ärgert sich, er schwitzt, er geniert sich. Er wagt den journalistischen Offenbarungseid, schildert frei heraus, was Sportstars und ihre Aura mit ihm anstellen, und gerade in diesen Momenten erscheinen dem Leser die Protagonisten dieser 34 Porträts seltsam vertraut und nahe. „Seit zwei Tagen versuche ich, mir selbst einzureden, ja, mich selbst zu betrügen, dass Anna Kournikova zu interviewen, nichts anderes sein würde, als Nick Faldo zu interviewen“, gesteht er gleich zum Auftakt von „TALK DON’T RUN“: „Aber so einfach ist es nicht. Bevor ich Faldo treffe, sitze ich nicht zwei Stunden da mit Tränen in den Augen und einer Pinzette in der Hand, die versucht, Nasenhaare zu erwischen. Für Faldo verschütte ich nicht eine halbe Flasche meines teuersten Duftwassers auf der Armlehne. Für Faldo komme ich nicht eine halbe Stunde zu früh und trage mein bestes Hemd, meine beste Krawatte und Schuhe, in denen man sich spiegeln kann. Bescheuert, oder?“


Aus dem Inhalt:- Anna Kournikova: Holding Court
- Ronnie O'Sullivan: Eingelocht
- Peter Schmeichel: Glove Story
- Haile Gebrselassie: Haile the Chief
- Tony Adams: Doppelleben
- Tanya Streeter: Deep Sea Survivor
- Patrick Vieira: Käpt'n "What?" auf Heimaturlaub
- Bernhard Langer: Europas Eisenmann
- Severiano Ballesteros: Im Bett mit Seve
- Stan Collymore: All About Stan
- Boris Becker: Vorteil Becker?
- Jimmy Connors: Jimbo schlägt zurück
- Nigel Mansell: Nigel und die Boy Racer
- Flavio Briatore: Schnelle Geschäfte
- Sir Geoff Hurst: 40 Years of Hurst
- David Coulthard: Fast and Curious
- Eddie Jordan: Rebel with a Cause
- Jenson Button: Furchtbar nett
- Joe Namath: Amerika sucht den Superstar
- Rafael Nadal: Herrscher des Dschungels
- Greg LeMond: Das Drama des begabten US-Boys
- Nick Faldo: Der Seniorchef
- Teddy Sheringham: Forever Young
- John McEnroe: The Madness of King John
- Sir Jackie Stewart: Zum Retter geschlagen
- Maria Sharapova: Mashas Magie
- Sir Bobby Robson: The Knight's Tale
- Novak Djokovic: Novak spielt den Joker
- Jonathan Vaughters: Der Racheengel
- David Millar: Die Erlösung des Dandys
- Allen Lim: Kochen mit Mr. Perfect
- Christian Vandevelde: Die Christianisierung der Tour
- Team Garmin: Zurück aus dunkler Zeit
- Pete Sampras: Herr Seltsam ist zurück
- Phil Taylor: Porträt eines Pfeilewerfers


zurück zur Newsübersicht

Die StartseiteNachrichten - Neuerscheinungen - TermineDer Covadonga VerlagDas VerlagsprogrammDer RadsportmanagerDie Zitate-DatenbankKontaktinformationenBuch- & RadsporthandelZum Webshop