03.03.2010Covadonga VerlagAus Liebe zum Sport

Mentaltraining und Sportpsychologie sind in aller Munde. Denn ob im Fußballstadion oder auf dem Centre-Court, ob im Radsport oder in der Leichtathletik-Arena: Sportereignisse werden vor allem im Kopf gewonnen … und verloren. Niemand hat dies so sehr verinnerlicht wie ‒ schon vor Urzeiten ‒ Joris van den Bergh, der einflussreiche niederländische Sportjournalist, der einst als Teamchef die erste Mannschaft seines Landes zur Tour de France führte und zahlreiche Spitzensportler und Nationaltrainer seiner Ära freundschaftlich beraten hat. „Der Sportler, der allein körperlich trainiert, ist wie ein Maler, der nur Farbe aufträgt. Genau wie ein Künstler mit dem Kopf, mit Gefühl, mit Gedanken malt, so können wir auch Sport treiben und mit der Kraft des Geistes trainieren", heißt es gleich zu Beginn von
„Mysteriöse Kräfte im Sport“, der Mutter aller Mentaltraining-Ratgeber, die Joris van den Bergh im Jahr 1941 veröffentlichte. Jetzt präsentiert der Covadonga Verlag dieses kleine, große Buch, das von einer überbordenden, mitreißenden, geradezu unverfrorenen Liebe für den Sport und den Spitzensportler kündet, erstmals in einer deutschen Übersetzung – als Wiederentdeckung einer Saison, in der nicht nur im Hinblick auf das nahende fußballerische Großereignis in Südafrika viel mentale Stärke gefragt sein wird.
„Ein Klassiker der Sportliteratur, den jeder, der den Sport liebt (oder hasst), gelesen haben sollte. Denn auch nach all den Jahren sind die geheimnisvollen, die dunklen und heiteren Kräfte, die in diesem Buch beschrieben werden, noch immer gültig und nirgends so umfassend behandelt worden“, kommentiert der Autor, Dramatiker und Sportkolumnist Peter Winnen, der in den achtziger Jahres selbst ein erfolgreicher Radrennfahrer war und zwei Tour-de-France-Etappensiege in Alpe d’Huez feiern konnte: „Meisterhaft legt Joris van den Bergh das Innenleben des Athleten bloß – genau so, wie ich die Sportlerseele während meiner Karriere als Radprofi kennengelernt habe.“
Anhand zahlreicher höchst anschaulicher, nicht selten verblüffender Beispiele aus Fußball und Tennis, aus Radsport und Leichtathletik, aus Schwimmen und Billard illustriert Van den Bergh in diesem Buch, wie geheimnisvoll und unvorhersehbar der Einfluss der Psyche auf die sportlichen Leistungen sein kann – und dass eine erfolgreiche mentale Vorbereitung mitunter sogar im krassen Widerspruch zu allen geltenden Trainingsregeln stehen kann. In den Niederlanden werden seine Abhandlungen über die empfindsame Seele der Athleten längst als Meisterwerk der Sportliteratur gehandelt: „Mysterieuze krachten in de sport“, so der Originaltitel, wurde unzählige Male neu aufgelegt, hat mehrere Generationen von Leistungs- und Hobbysportlern, Trainern und sportinteressierten Lesern in seinen Bann gezogen und ist längst zu einem geflügelten Wort avanciert. Und auch hierzulande dürften der kraftvolle Stil von Joris van den Bergh, seine feine Beobachtungsgabe und seine ansteckende Begeisterung für Emotionen, psychologische Kriegsführung und den schmalen Grat zwischen Triumph und Tragik viele Anhänger finden. Denn auch wenn der Pluralis majestatis, dessen sich der Autor bedient, seltsam altertümlich klingen mag, so haben seine Prinzipien des Mentaltrainings und der Sportpsychologie doch auch in sieben Jahrzehnten nichts an Faszination eingebüßt. Und nicht zuletzt liefert Joris van den Bergh in „Mysteriöse Kräfte im Sport“ auch viele erhellende Einblicke in die Geschichte des Leistungssports und dessen gesellschaftlicher Bedeutung und Wahrnehmung.
„Die Zahl der mentalen Betreuer, die den Spitzenathleten auf ihrer Jagd nach Rekorden und Medaillen zur Seite stehen, ist zu einer kleinen Armee herangewachsen. Doch das Problem der heutigen, wissenschaftlichen Literatur zum Thema ist, dass sich das Mysterium aus den mysteriösen Kräften verflüchtigt zu haben scheint“, schrieb der niederländische Sportjournalist Johan Faber in einem Beitrag für das Magazin Hollands Diep, der auch als Vorwort in der deutschen Ausgabe von „Mysteriöse Kräfte im Sport“ abgedruckt ist: „Nirgends sonst habe ich bis heute diese spielerische Leichtigkeit und den Enthusiasmus gefunden, mit denen sich Van den Bergh in die Psyche des Sportlers einfindet. Deshalb hege und pflege ich vorläufig mein fast siebzig Jahre altes, vergilbtes Exemplar seines Buches, das um ein Vielfaches billiger war als eine Sitzung beim Psychologen.“
Der Autor:
Joris van den Bergh (1882-1953) gilt als der Begründer des niederländischen Sportjournalismus. Er schrieb ab 1900 für den Nieuwe Rotterdamsche Courant und das Algemeen Dagblad. 1936 führte er die erste niederländische Mannschaft zur Tour de France und blieb auch in den folgenden Jahren ihr Teamchef. Bereits 1929 hatte er mit „Te midden der kampioenen“, einem Buch über den fünffachen Flieger-Weltmeister Piet Moeskops, einen weiteren Klassiker der niederländischen Sportbibliothek verfasst.
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