01.09.2010Covadonga VerlagDie Radsportwelt trauert um Laurent Fignon

Einer der ganz Großen des Radsports hat uns verlassen. Gestern, am 31. August 2010, erlag Laurent Fignon in Paris seiner schweren Krebserkrankung. Ein zweifacher Tour-de-France-Sieger, der – all die Jahre und bis zuletzt – die Liebe und die Leidenschaft für seinen Sport verkörpert hat wie kaum ein Zweiter. Einer, dessen unvergessene Duelle mit Bernard Hinault und Greg LeMond der Grund waren, warum viele von uns - damals in den Achtzigern - auch unbedingt ein Rennrad haben mussten. Einer, der uns inspiriert hat, weil er sich traute, vielleicht ein bisschen anders und stets Mensch zu sein. Möge er in Frieden ruhen. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden…
Dazu erreichen uns auch einige persönliche Worte von Klaus Angermann aus Wiesbaden.
Anmerkungen zu einem bemerkenswerten Buch
"Wir waren jung und unbekümmert" – Laurents Fignons Biographie – ist die faszinierendste Schilderung der Karriere eines Radsport-Champions, die ich bisher gelesen habe. Noch nie hat einer so sympathisch-offen und humorvoll-eloquent sein Leben und seine Laufbahn erzählt; und uns dabei diskret ins Peloton "geschleust", ohne dabei seine Rennfahrerzunft bloß zu stellen.
Natürlich wäre er nicht Fignon – der Blonde mit dem Pferdeschwanz, der Intellektuelle mit der Nickelbrille, der mit dem ständigen Hauch von Spott in den blauen Augen – wenn er, als Rennfahrer wie auch als Veranstalter oder TV-Kommentator oftmals gegen den Strom schwimmend, gewisse Dinge nicht beim Namen nennen würde. Mit Härte, mit leichtem Zynismus.
Noch habe ich die letzten Seiten kaum gelesen, kommt aus Frankreich jäh die Nachricht von Fignons Ableben. Im Alter von nur 50 Jahren -das "Buch des Lebens" zugeschlagen…
Der Champion, dessen große Karriere ich für das ZDF kommentierte; der Experte, der später bei EUROSPORT mein journalistischer Kollege war – zum letzten Mal sind wir uns im Juli in der Tour de France begegnet. Von der Krankheit gezeichnet, mit rauer Stimme; aber trotzdem elanvoll, mit Witz und spitzer Zunge gab Fignon im französischen Fernsehen seine Kommentare. Unvergessen, nach einer Pyrenäenetappe, der herzliche Dialog mit Lance Armstrong.
Nun hat Laurent Fignon – wie sein großer Landsmann Jacques Anquetil im Jahre 1987 – das ungleiche Duell mit dem unsichtbaren Gegner verloren. Wir sind betroffen. Aber zugleich dankbar, dass er uns sein großartiges, hervorragend übersetztes, Buch hinterlassen hat: "Wir waren jung und unbekümmert".
Merci, Laurent und adieu!
Klaus Angermann
Wiesbaden, 31-08-2010
1 Kommentar
19.01.2011 20:36 UhrWinnyIch bin sehr bestürzt. Durch das Buch habe ich Laurent Fignon erst etwas kennen gelernt und dann kam diese Nachricht. Ein großer Sportler hat uns verlassen. Ich kann jedem Radsport-Fan das Buch ans Herzen legen. Es lohnt sich.
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